Aktion „Rettungskette“ – Teilnehmende schließen sich für Menschen auf der Flucht zusammen

50 Meter – mit Signalwirkung

21.9.2021

 

VON MARCO MONTALBANO

Pfarrerin Eval Leonhardt (l.), Kirchengemeinderat Tobias Baier und die Beauftrage der ev. Kirche für Flucht und Migration Tatjana Briamonte-Geiser bergrüßten die Teilnehmer herzlich.

 

Menschen kommen auf der Flucht vor Not, Elend und Verfolgung um, viele davon auf dem Mittelmeer bei dem verzweifelten Versuch, nach Europa zu gelangen. Ausgehend von der länderübergreifenden Initiative wurde am Samstag in vielen Gemeinden eine ideelle Rettungskette zum Mittelmeer gebildet, um eine Woche vor der Bundestagswahl daran zu erinnern, dass das Sterben dort weitergeht. Es ist ein Signal für mehr Menschlichkeit und gleichzeitig eine Forderung für die Entkriminalisierung der Seenotrettung. Dafür kamen Menschen vor allem in den Orten zusammen, die auf der gedachten Linie von Hamburg bis nach Venedig liegen, so auch Reilingen.

 

Nachdem sich auf Initiative der Evangelischen Kirche schon Ende April in einer Kick-off-Veranstaltung eine Kette gebildet hatte (wir berichteten), wurde nun zur Mittagsstunde, zeitgleich mit vielen anderen Gemeinden, eine Menschenkette von rund 50 Metern aufgestellt. Eine beachtliche Anzahl an Menschen hatte sich schon um 11 Uhr vor der evangelischen Kirche im Ortszentrum versammelt. Die meisten davon trugen Warnwesten. Pfarrerin Eva Leonhardt mit Megafon begrüßte mit Tatjana Briamonte-Geiser, Beauftragte der evangelischen Kirche für Flucht und Migration, sowie Kirchengemeinderat Tobias Beier die Teilnehmenden.

„Gelebter Glaubensinhalt“

Punkt 12 Uhr wurde eine Reihe gebildet, wobei sich Corona-konform aber nicht an den Händen gehalten wurde, sondern man über Spruchbänder miteinander verbunden war. Pfarrerin Leonhardt freute sich: „Das ist gelebter Glaubensinhalt, der uns Christen wichtig ist, genau wie zu zeigen, dass wir für die Schwächsten einstehen. Wir sehen nicht weg. Es ist großartig, dass in einer kleinen, ländlichen Gemeinde wie Reilingen so viele bei der Aktion mitmachen, um damit gemeinsam ein Zeichen zu setzen, genau wie in den großen Städten Mannheim oder Heidelberg.“ Doch im Vorfeld seien auch kritische Stimmen an sie heran getreten. „Ich wurde öfter darauf angesprochen, ob das denn wirklich nötig sei. Aber Sie sehen ja, die Beteiligung hier ist beeindruckend. Viele sind bereit, sich für die gute Sache einzusetzen“, so die Geistliche. Tatjana Briamonte-Geiser betonte: „Es ist toll, dass es eine ganze Reihe von Pfarreien sind, die mitmachen, zum Beispiel in Sandhausen und Walldorf oder Leimen, obwohl das gar nicht auf der Route liegt“, und ergänzte: „Wir fordern, die Seenotrettung zu entkriminalisieren und auf europäischer Ebene zu etablieren, denn sie müsste von offizieller Seite aus erfolgen.“

Viele Teilnehmer waren direkt aus dem Ort, andere kamen von außerhalb, so wie Ulrike Ihle-Herzel, selbst in der ehrenamtlichen Integrationsarbeit aktiv. Sie meinte: „Wir wurden über unser Network über den Termin informiert und sind deshalb extra aus Rauenberg und Malsch hierhergefahren. Eine tolle Aktion.“

Das Landtagsmitglied Norbert Knopf (Grüne) war mit einer Gruppe vor Ort: „Wir unterstützen die Aktion selbstverständlich und machen gleich eine ganze Tour und nehmen auch an den Rettungsketten in Sandhausen und Walldorf teil.“ Teilnehmer Herbert Köhler aus Hockenheim meinte: „Ich habe auch schon für die Seenotrettung gespendet. Als ich heute Morgen im Radio hörte, dass die Aktion hier stattfindet, habe ich mich spontan entschlossen, auch teilzunehmen.“

 

und weitere Bilder…

Aktion für Menschenrechte: Menschen bilden Rettungskette

Teilnehmende schließen sich für Menschen auf der Flucht zusammen und bilden eine 50 Meter lange Rettungskette in Reilingen.

 

 

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Die „Rettungskette zum Mittelmeer“ führt auch durch Reilingen.

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Bild2 von6 Eine bemerkenswert lange Kette für einen kleinen Ort.

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3 von6 Gemeinsam für die gute Sache: Kirchengemeinderat Tobias Beier (l.), Tatjana Briamonte-Geiser (4. v. l.) und Herbert Köhler aus Hockenheim (5. v. l.) verbinden sich mit Spruchbändern für die „Rettungskette für Menschenrechte“.

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4 von6 Die Teilnemer machen sich bereit zur Aufstellung, während sie letzte Hinweise erhalten.

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Bild5 von6 Pfarrerin Eva Leonhardt erklärt den Ablauf.

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Bild6 von6 Ab elf Uhr finden sich immer mehr Menschen ein.

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