Gottesdienst für zuhause: Sonntag Judika (29.03.2020)
Liebe Gemeinde,
heute wollten wir eigentlich unsere Jubelkonfirmation feiern. Ich habe gelesen – und die Älteren wissen es sicher noch – , dass der Konfirmationstermin an Palmsonntag oder Judika eng mit der früheren Praxis der Schulentlassung zusammenhängt: An der Schwelle von der Volksschule zur Lehrstelle, die gewöhnlich am 1. April angetreten wurde, stand die Konfirmation.
Weil die Konfirmandenzeit früher zwei Jahre umfasst hat, konnten die Konfirmandinnen und Konfirmanden trotzdem alle Feste des Kirchenjahres in dieser Zeit miterleben.
Heutzutage ist die Konfirmandenzeit viel kürzer, dauert weniger als ein Jahr. Damit die Konfis trotzdem die wichtigen Feste des Kirchenjahres mitbekommen, wurde der Konfirmationstermin vor einigen Jahren auf die Zeit nach Ostern gelegt.
In zwei Wochen ist Ostern. Aber wie sollen unsere Konfis die Osterzeit mit ihrer Auferstehungsbotschaft richtig miterleben, wenn alle zuhause sitzen? Für mich ist das immer noch unvorstellbar: Kein Tischabendmahl im Martin-Luther-Haus, kein Karfreitagsgottesdienst in der Kirche, am Samstag keine durchwachte Osternacht mit unserem CVJM, und kein „Christ ist erstanden“ vom Posaunenchor am Ostermorgen auf dem Friedhof.
Und heute auch kein Festgottesdienst zum Konfirmationsjubiläum. Damit wenigstens ein Zeichen in unserer Kirche ist, für alle goldenen, diamantenen, eisernen und Gnadenkonfirmanden, habe ich heute diese von unseren „grünen“ Konfis bemalten Steine auf unseren Altar aufgebaut, zu einer kleinen Mauer.
Mauern stehen für viele Dinge.
Eine Mauer kann für ein Gefängnis stehen, aber auch für ein Haus, das eigene Zuhause. Fast alle unsere Konfis haben das Wort „Familie“ auf ihren Mauerstein geschrieben, weil die ihnen wichtig ist und ihnen Halt gibt.
Wir sitzen nicht im Gefängnis! Auch wenn es uns teilweise so vorkommen mag.
Wir dürfen uns frei bewegen – und die meisten von uns haben die uns wichtigsten Menschen um uns herum: unsere Ehepartner*innen. Unsere Kinder. Unsere Eltern.
Gefängnis fühlt sich mit Sicherheit ganz anders an: Kein Spaziergang im Wald. Kein Einkaufen im Supermarkt. Kein endloses Telefonieren. Keine Gesellschaftsspiele mit der Familie. Kein Brotbacken. Keine Gartenarbeit.
Wir sitzen nicht im Gefängnis! Dennoch leben wir im Ausnahmezustand.
Die ganze Predigt und einen Gottesdienstablauf mit Liedvorschlägen und Gebeten zum Mitfeiern finden Sie hier: