Ostersonntag – Gemeinsames Licht der Hoffnung

Am Ostersonntag entzünden Kaplan Tobias Springer für die katholische und Pfarrerin Eva Leonhardt für die evangelische Gemeinde gemeinsam die zuvor getauschten Osterkerzen in der ansonsten menschenleeren Kirche St. Wendelin.

© Dietrich

Es war ein Osterfest, an dem alles so ganz anders war und an dem jeder für sich feierte, anstatt mit anderen gemeinsam in der Kirche. Und es war das Osterfest, an dem sich das Gefühl der Angst und der Ungewissheit für viele vielleicht viel realer und intensiver anfühlte als je zuvor.

Schön ist es jedoch, dass es zu Ostern viele Traditionen gibt, die den Gläubigen wieder das Gefühl der Zusammengehörigkeit geben. Traditionen, von denen man weiß, dass viele Menschen diese zelebrieren, und so wieder eine Gemeinschaft entsteht, auch in der Zeit des Abstandes durch das Corona- Virus. So gab es viele, die am Gründonnerstag das letzte Abendmahl mit Brot und Wein zuhause statt in der Kirche gefeiert haben und am Karfreitag die Demut des Tages, an dem Jesus starb, spürten.

Ganzes Evangelium gelesen

Am Tag der Kreuzigung gedachte Kaplan Tobias Springer nur zusammen mit Mesner Josef Weidel in der katholischen St. Wendelin Kirche dem Tag, an dem Jesus für uns gestorben ist. Auch wenn leider keine Gemeinde anwesend sein konnte, legten sich der Kaplan und der Mesner vor dem Hochaltar zur Gebetsstille nieder, bevor Tobias Springer aus dem Johannes-Evangelium las.

„Und er selbst trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelstätte, die auf hebräisch Golgatha heißt. Dort kreuzigten sie ihn, und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte“, begann der Kaplan. Er las das ganze Evangelium der Kreuzigung, betete mit dem Mesner und las die Fürbitten. Danach trug er das in einen violetten Stoff verhüllte Holzkreuz vor den Altar, enthüllte es, stellte es zwischen zwei große Kerzen und kniete sich zur Kreuzverehrung nieder.

„Es ist schade, dass keine Gemeinde anwesend sein kann“, sagte Kaplan Tobias Springer, der sich sehr auf sein erstes Ostern in Reilingen gefreut hatte. In den letzten Wochen feierte er die Gottesdienste an seinem Hausaltar, aber Ostern sollte in der Kirche sattfinden. Damit sich nicht doch zu viele Personen in der Kirche versammeln konnten, musste das Gotteshaus während der Andacht abgeschlossen werden, aber im Anschluss blieb das Kreuz zur Verehrung für die Gemeinde stehen.

Am Karsamstag kam dann auch die evangelische Pfarrerin Eva Leonhardt in die katholische Kirche, um einer langen Reilinger Tradition der Ökumene zu folgen. Seit vielen Jahren tauschen hier nämlich die beiden Konfessionen die Osterkerzen aus.

Pfarrbrief diesmal mit Teelicht

Bei der evangelischen Kirchengemeinde gestaltete Angela Hoffmann eine Osterkerze mit einem roten Kreuz und dem Lamm, das die Auferstehung symbolisiert. Dazu stellte sie das Alpha und Omega in roten Buchstaben. Bei den Katholiken brachte Gemeindereferent Thorsten Gut das Dunkel des Grabes und das Helle der Hoffnung und die Freude der Frauen am Grab der Auferstehung auf die Kerze. Vor dem Heiligen Grab tauschten dann Pfarrerin Eva Leonhardt und Kaplan Tobias Springer die Kerzen aus, die sie schließlich am Sonntag gemeinsam entzündeten. „Diese Tradition des Austauschs der Kerze ist ein schönes ökumenisches Zeichen, und es ist besonders schön, dass wir es auch in dieser Zeit setzen können“, sagte Eva Leonhardt.

Gemeinsam mit Tobias Springer wollte sie mit dem Entzünden der Osterkerze die Flamme leuchten lassen, die ein Hoffnungszeichen ist, das die Gläubigen mit Vertrauen durch die düstere Zeit führen soll. Damit auch zuhause das österliche Licht leuchten konnte, bekamen die evangelischen Gemeindemitglieder mit dem Pfarrbrief ein Teelicht zugesandt und in der katholischen Kirche standen kleine Osterkerzen zur Abholung bereit. Auch läuteten in Reilingen am Ostersonntag um 12 Uhr die Glocken beider Kirche als äußerliches Osterzeichen.

Dazu rief die evangelische Kirche dazu auf, um 10.15 Uhr das Lied „Christ ist erstanden“ zu singen und zu spielen und in der katholischen Gemeinde ertönte um 11 Uhr „Halleluja, lasst uns singen“.