Mit Jesus auf Drei-Tages-Tour durch Reilingen:
Unseres Kar- und Ostergottesdienste
Mittlerweile feiern nicht nur katholische, sondern auch einige evangelische Gemeinden das „Triduum Sacrum“: Danach gehören alle drei Gottesdienst-Gänge zusammen und bilden eigentlich einen einzigen Gottesdienst. Dahinter steht die Überzeugung, dass Leiden, Tod und Auferstehung Christi in ihrer Bedeutung nicht voneinander zu trennen sind. Die Frage, welcher Feiertag der höchste ist – Karfreitag oder Ostersonntag – ist gegenstandslos, denn die Kreuzigung ergibt ohne Auferstehung keinen Sinn und die Auferstehung ist nicht ohne Kreuzigung denkbar.
Die Feiertage gehören also zusammen, und werden bei uns in der Gemeinde mit Gottesdiensten an unterschiedlichen Orten und mit jeweils eigenem Charakter gefeiert. Das Fest beginnt am Gründonnerstagabend mit dem Besuch eines Abendmahlsgottesdienstes. Das Abendmahl erinnert an Jesu letztes Mahl mit den Jüngern. Im Essen und Trinken symbolisieren Christen die Gemeinschaft untereinander und mit ihrem Herrn, bezeugen sein Leiden und Sterben und vergewissern sich der Vergebung ihrer Sünden. Wenn es nur einen Abend im Jahr gäbe, an dem das Abendmahl liturgisch seinen Platz hätte, dann wäre es der Gründonnerstag, der Abend bevor Jesus in den Tod ging. In unserer Gemeinde feiern wir wie im vergangenen Jahr wieder Tisch-Abendmahl im Lutherhaus. Der Flötenkreis gestaltet den Gottesdienst musikalisch, der Luther-Treff kulinarisch: Es wird also nicht nur Brot und Wein, sondern auch Schafskäse, Hummus, selbst gebackenes Brot von unseren Konfis und eine Süßspeise geben – es empfiehlt sich, nicht satt ins Lutherhaus zu kommen.
Am Karfreitag ist Ruhe. Traditionell wird gefastet und auf Fleisch verzichtet, es finden keine Tanzveranstaltungen oder sonstige Vergnügungs-Events statt. Manche Christen und Christinnen versuchen sogar an diesem Tag zu schweigen, um sich ganz auf Jesu Leiden zu konzentrieren. Auch am Karfreitag laden wir wieder zum Gottesdienst, zum zweiten Teil des Triduum Sacrum. An diesem Tag feiern wir in der Kirche Gottesdienst. Thematisch geht es darum, was Jesu Sterben am Kreuz für uns Christen bedeutet. Die Kirche ist nicht geschmückt, die liturgische Farbe ist schwarz, traurige Lieder wie „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Paul Gerhardt werden gesungen. Zum Schluss schweigen Orgel und Posaunen. Es findet auch kein Abendmahl statt, denn der Karfreitag ist der Tag, an dem wir die Gottesferne, die selbst Jesus am Kreuz gespürt hat, auch im Gottesdienst nachempfinden.
(Flyer Karfreitag)
Dann kommt der Karsamstag, der Tag der Grabesruhe Christi. Hektische Ostervorbereitungen sind an diesem „Zwischentag“ zwar eigentlich unpassend, aber gerade am Abend geht es dann schon langsam auf Ostern zu und die Stimmung wird fröhlicher: In vielen Gemeinden werden mit dem Einbruch der Dunkelheit Osterfeuer angezündet. Auch bei uns wird es am Karsamstag ein Osterfeuer geben, wieder verbunden mit einem Ortswechsel: Ab 20 Uhr lädt der CVJM Reilingen zum Osterfeuer an den Herrenbuckel. Es soll zum Ausdruck kommen: Mit der Finsternis ist es bald vorbei, das Licht kommt in die Welt, symbolisiert durch das Feuer.
Der dritte Teil des Triduum Sacrum wird am späten Abend oder am frühen Morgen gefeiert – jedenfalls in der Osternacht. Denn schließlich ist Jesus nach den biblischen Berichten in der Nacht auferstanden, die Frauen fanden am frühen Morgen das leere Grab vor. Das Osterfeuer des CVJM mündet dem entsprechend vielleicht sogar in eine Auferstehungs-Party – wer weiß? Wer eher zu den Lärchen als zu den Eulen gehört, kann sich am Ostermorgen auf den Weg machen zur Auferstehungsfeier auf dem Reilinger Friedhof. Welcher Ort könnte passender sein, um sich die Bedeutung von Ostern bewusst zu machen. Je höher die Sonne steht, desto klarer wird: Traurigkeit und Stille sind endlich vorbei, jetzt wird gefeiert – zum Beispiel bei einer Tasse Jubikreis-Kaffee auf dem Parkplatz vor dem Friedhof!
Die Überwindung des Todes ist zentrales Thema des Gottesdienstes am Ostersonntag in der Kirche, in dem Pfarrerin und Gemeinde einander den orthodoxen Ostergruß zurufen: „Christus ist auferstanden! – „Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Der Kirchenchor gestaltet den festlichen Gottesdienst musikalisch. Wie viele Gemeinden feiern auch wir im Ostergottesdienst wieder Abendmahl – aber jetzt als Zeichen der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn. Hier schließt sich der Kreis zu Gründonnerstag.
Am Ostermontag dürfen sich Familien dann nochmal auf einen kinderechten Ostergottesdienst mit dem Wiedehopf und dem Kleine-Leute-Team freuen. Und auch auf das ein oder andere Oster-Ei- schließlich sind die bunten Eier ein Symbol für das Leben und für die Unendlichkeit und gehören zu Ostern einfach dazu!
Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine gesegnete Karwoche und ein frohes Osterfest!
Eva Leonhardt, Pfarrerin