Martin-Luther-Haus: Das Duo Camillo mit dem aktuellen Programm „Im Himmel ist ’ne Party“

Dem Jubikreis des Evangelischen  Bau- und Fördervereins e.V. war es gelungen, das bekannte Musikkabarett „Duo Camillo“ aus Frankfurt mit seinem aktuellen Fest-of-Programm „Im Himmel ist ’ne Party“ nach Reilingen zu holen.  Musikkabarett vom Feinsten, mitreißend, inspirierend und von ansteckender Begeisterung , das sollten die  Besucher erleben, wie Pfarrerin Eva Leonhardt in Ihrer Begrüßung bereits  anmerkte. Seit mehr als dreißig Jahren steht das Duo gemeinsam auf der Bühne, das 30-jährige Jubiläum hätte vor zwei Jahren stattfinden sollen, doch wegen Corona wird die „himmlische Party“ erst jetzt nachgeholt, so die Pfarrerin. Und sie hatte nicht zu viel versprochen, denn was der promovierte Physiker Martin Schultheiß (Piano und Gesang) und der evangelische „Sonderpfarrer“ Fabian Vogt (Gesang, Saxofon, Gitarre) boten, war bestes Kirchenkabarett, so dass niemand im Saal sein Kommen bereute.

Schon gleich zu Beginn animierte das Duo die Zuhörer, beim Refrain „Ja, ich bin mittendrin, das fühlt sich so gut an“ mitzuklatschen und mitzusingen. Immer wieder  brachte das Duo das Publikum zum Lachen, insbesondere durch die Art, wie sie die „große Spargelstadt“ Reilingen, deren Einwohner wohl alle „Stecher“ heißen, auf die Schippe nahmen. „Nicht Stadt, sondern Gemeinde“, konterte das Publikum im Saal. „Gemeinde? Okay“, resignierten sie, „wir wollten sie ein bisschen aufpolieren.“ Doch schon als sie den Saal betraten, „merkten wir, hier ist ein Publikum mit Niveau, wie hoch, das wollen wir lieber nicht festlegen“. Mit viel Freude am Improvisieren bezog sich das Duo stets auf lokale Gegebenheiten.  Das 32jährge Bestehen des Duo Camillo bot Grund genug, um genüsslich über einander herzuziehen: „Martin hat das gewisse Nichts“, lästerte Vogt, er ist die Mutter Teresa der Töne, der Olaf Scholz der Herzen, und so musikalisch, dass er schon ganz früh eine Platte rausgebracht hat, FKK auf höchstem Niveau, Das früher alles leichter war, das trifft auch auf Martin zu. Als Vogt ihn kennenlernte, hatte er ganz viele Haare und ganz wenig Bauch, jetzt ist es umgekehrt. Viele fragten ihn, warum er sich mit einem solchen Typen auf die Bühne stellt. Na warum wohl? „Neben ihm komm ich immer gut raus.“ Martin konnte ebenso charmant lästern: „Fabian macht diese gehässigen Ansagen nur zu Übungszwecken“, entschuldigt er ihn, „eben absolvierte er als Sonderpfarrer eine Fachausbildung zu paradoxen Seelsorge, ein besonderer Zweig der theologischen Tätigkeit“.

Ansonsten hielt das Duo noch Rückschau auf die die Zeit des Lockdowns mit Online-Konferenzen, wo Fragen aufkamen wie „Kann man mich hören?“ oder „Wie kann man seinen Bildschirm teilen?“, auf die der Ratschlag, „Kauf dir eine Axt!“, erfolgte. Ihr Pandemie-Trauma arbeiteten die Musiker in einem ganz persönlichen Lied auf: „Ich will nie wieder spazierengehn (auch nicht wandern), ich habe Blasen an der Seele, das müsst ihr verstehn, ich will nie nie nie mehr Inzidenzen sehn …“ Oder sie lobten  den Jubikreis, der mit ihrem Auftritt hier als „Duo Camillo“ die „erste richtige Kulturveranstaltung in dem schönen neuen Lutherhaus“ ermöglichte. Dann luden sie die Zuhörer ein, die Perspektive zu wechseln und das kirchlich Etablierte zu hinterfragen: „Gott ist in unserer Vorstellung ein alter mitteleuropäischen Mann, Jesus groß und schlank mit langen Locken.“ Aber könnte es nicht auch anders sein? Im humorvollen, hintersinnigen Lied „Gott als Frau“ vertreten sie die Ansicht, Gott kann nur eine Frau sein wegen der schief eingeparkten Arche Noah und beschreiben Jesus als kleinen, pummeligen Mann mit Stirnglatze.

Ermutigend durften die Besucher von dem Versuch mit  Mäusen  zweier Schulklassen  erfahren, bei dem die Gruppe, welcher man einfach  mehr zutraute und positiv von sie dachte, wesentlich  mehr erreichte, als die, die man schon vorher negativ abstempelte. Den fulminanten  Abschluss ihrer Show war das „Lied aus der Zukunft“, das so brandneu ist, „dass niemand hier im Raum es kennt, auch wir nicht“, kündigten sie an. Aus unterschiedlichen Begriffen, die das Publikum vorschlug, etwa „Frieden“, „Spargel“, „Gemeinschaft“, „Liebe“, „Hund“, „Wasser“ oder „Kreuzweh“ entwickelte Vogt aus dem Stegreif eine Lokalhymne, dessen Stil und Tonart ebenfalls die Zuhörer bestimmten, ein Riesenspaß für alle.

Bei geselligem Beisammensein vor der Veranstaltung und in der Pause erfrischten sich die Gäste mit kühlen Getränken und herrlichem Grillgut.